
„Bürokratie, hohe Auflagen und strengste steuerliche Regelungen: Die Gastronomie in Deutschland braucht unsere Unterstützung“, erklärt die lippische CDU-Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge und will in Berlin dafür um Mitstreiter werben. „In vielen Gesprächen mit Gastronomen und Hoteliers habe ich in Lippe immer wieder feststellen müssen, dass in der Gastronomiebranche die größte Herausforderung nicht das perfekt gezapfte Pils oder das gelungene Steak ist, sondern die Einhaltung aller Vorschriften.“ Genau hier will Vieregge ansetzen: „Neben dem Fachkräftemangel müssen wir der Branche genügend Luft zum Atmen geben.“ Den Vorschriften sei oft gleichgültig, ob es eine Kette sei oder ein kleiner Familienbetrieb.
Eine, die ein Lied davon singen kann, ist Sonja Steinmair, die gemeinsam mit ihrem Mann das Hotel-Restaurant „Zum Löwen“ in Bad Salzuflen-Holzhausen führt. „Ob Arbeitszeitverordnung, Mehrwertsteuer oder Statistiken – man schlägt sich mit so vielen Vorschriften, Regeln und Vorgaben herum, dass immer weniger Zeit für den eigentlichen Service am Gast bleibt“, weiß sie zu berichten. Ein Beispiel: „Bei Hochzeiten, die bis in den Morgen gehen, greift die Arbeitszeitverordnung, so dass man die Wahl hat, entweder eine Spätschicht zusätzlich einzuplanen oder Aushilfen frühzeitig nach Hause zu schicken“. Das sei nun weder im Sinne der Gäste noch im Sinne der Aushilfen: „Viele arbeiten sehr gerne und neben dem normalen Job.“ Dabei sei die 450-Euro-Grenze für Arbeitnehmer und Arbeitgeber inzwischen schwierig, findet Steinmair. "Diese Grenze ist seit 2013 unverändert, während der Mindestlohn gerechtfertigterweise seither gestiegen ist." Hier müsse nun eine Anpassung her, etwa auf 500 Euro für Minijobs. Hinzu kämen Nachweispflichten, Statistiken und weiterer Papierkram, der zusätzlich zum eigentlichen Geschäft erledigt sein muss. „Da muss einiges auf den Prüfstand“, ist auch Kerstin Vieregge überzeugt. „Zwischen Kleinstunternehmen, Familien- und mittelständischen Betrieben wird nicht unterschieden. Die Vorschriften sind gut gedacht, aber in der Praxis oft überzogen und kaum zu handhaben“.
Auch der Mangel an Bewerbern mache sich überall bemerkbar, dabei sei gerade die Gastronomie ein Bereich, in dem Studenten, Alleinerziehende oder Berufsrückkehrer sofort einen Job fänden, findet Steinmair: „Gute Leute werden überall händeringend gesucht“. Ein Punkt, den auch Kerstin Vieregge als Chance für viele sieht: „Ob als Seiteneinsteiger oder als Auszubildender – in der Gastronomiebranche sind die Berufe vielfältig und wer gut ist, dem stehen alle Türen offen. Hier muss – ähnlich wie beim Handwerk – schon bei der Berufsberatung deutlich werden: Es ist ein spannendes Berufsfeld mit vielen Möglichkeiten.“ Die Werbung von Fachkräften aus dem Ausland sei eine zusätzliche Möglichkeit, „aber primär sollten wir uns darum kümmern, die Förderung der Ausbildung voranzutreiben. Das beginnt bei der Werbung für das Berufsfeld und endet bei der steuerlichen Entlastung für Auszubildende und Betriebe.“
Als Mitglied im Tourismusausschuss sieht Vieregge eine ihrer Aufgaben gerade auch in der Unterstützung für die Gastronomie: „Gerade touristische Regionen sind auf eine funktionierende Gastronomie angewiesen, der Gast wünscht sich vor Ort ein vielfältiges Angebot. Und Verbesserungen in diesem Bereich kommen dabei nicht nur großen Hotelbetrieben oder touristischen Hot-Spots zugute, sondern vor allem auch der Eckkneipe oder dem Landgasthof“, ist sie überzeugt.
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