Online-Riesen übernehmen Marktanteile

11.02.2021

Die ersten Folgen des anhaltenden bundesweiten Lockdowns sind sichtbar: Leere Stadtzentren, geschlossene Gastronomie und Geschäfte, fehlende Veranstaltungen. „Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir unsere Innenstädte“, sagt die lippische CDU-Bundestagsabgeordnete Kerstin Vieregge. Ihre Sorge ist groß, dass eine Verödung der Ortskerne durch den zunehmenden Onlinehandel droht.

Thomas Voss, Inhaber des Modehauses Schlichting in Lage, teilt diese Sorge. Im Gespräch mit Vieregge formuliert er seinen derzeit größten Wunsch an die Politik: „Wir möchten und müssen wieder öffnen.“ Denn während Großkonzerne und Online-Riesen wie Amazon große Anteile auf dem Markt übernehmen, muss der lokale Einzelhandel im Lockdown um seine Existenz bangen. Doch Vieregge weiß: „Die Online-Riesen sind zwar Tag und Nacht im Internet präsent, aber es sind die stationären Einzelhändler und die Gastronomie, die hier bei uns vor Ort die Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Innenstädten sichern.“ Sie will, dass das so bleibt und macht sich für faire Wettbewerbsbedingungen stark: „Es kann nicht sein, dass Unternehmen, die weltweit agieren und Milliardengewinne in Deutschland erzielen, hier so gut wie keine Steuern zahlen. Bereits im Koalitionsvertrag gibt es eine Vereinbarung dazu, die jetzt endlich umgesetzt werden muss.“

Kritisch sehen Vieregge und Voss auch die versandkostenfreien Bestell- und Rücksendeangebote der Online-Riesen: „Je nach Branche können die Retouren bis zu 70 Prozent der Bestellungen ausmachen. Das löst einen Warenverkehr aus, dessen Umwelt- und Infrastrukturbelastungen überhaupt nicht wahrgenommen werden.“ Den Vorwurf, der Handel vor Ort habe sich nicht rechtzeitig auf Online eingestellt, lässt Voss nicht gelten: „Wie wir, so haben inzwischen viele Händler eine eigene Homepage mit Shop und sind auch über Branchen-Plattformen erreichbar. Dennoch sind und bleiben wir mittelständische Fachgeschäfte. Einen Preiskampf gegen die Online-Konzerne im Internet können wir nicht gewinnen. Wir sind stark vor Ort, doch nur dann, wenn wir auch vor Ort verkaufen können.“

Aktuell ordert Voss die Mode für den kommenden Herbst und Winter, was derzeit für den Handel ein besonders hohes Risiko ist: „Niemand weiß, wie die Corona-Lage und das Kundenverhalten sich entwickeln werden. Dennoch muss die sechs Monate vorher georderte Ware auch bezahlt werden.“ Entsprechende Einnahmen allerdings konnten gar nicht erzielt werden und Rücklagen sind aufgezehrt, so dass nur über die Wirtschaftshilfen vom Bund die Existenz der Geschäfte gesichert werden kann. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass diese Hilfen sofort und unkompliziert fließen werden“, kann die Bundestagsabgeordnete jetzt aus den Verhandlungen in Berlin berichten. Ab sofort kann die Überbrückungshilfe III unter https://www.ueberbrueckungshilfe-unternehmen.de/UBH/Navigation/DE/Home/home.html beantragt werden.