Fähigkeitslücke der Bundeswehr schließen

15.03.2022

Fähigkeitslücke der Bundeswehr im Bereich der mobilen Luftabwehr im Nah- und Nächstbereich schließen!

Fähigkeitslücken der Bundeswehr im Bereich der mobilen Flugabwehr im Nah- und Nächstbereich schnellstmöglich schließen!
Kerstin Vieregge empfiehlt eine unverzügliche und lagegerechte Prüfung einer möglichen Rückübernahme von 50 Flugabwehrkanonenpanzern vom Typ Gepard durch die Bundeswehr.
Damit könnte eine der kritischsten Fähigkeitslücken der deutschen Landstreitkräfte, bis zum Eintreffen modernerer Flugabwehrsysteme in ausreichender Stückzahl, mit einer kurzfristig verfügbaren Übergangslösung schnell und effektiv geschlossen werden.
„Unsere Einsatzbrigaden und die im Aufbau befindliche Division brauchen ab sofort eine nationale Fähigkeit zur Abwehr von allen Bedrohungen aus dem bodennahen Luftraum, die den Namen auch verdient.

„Das Deutsche Heer ist derzeit in Prozesszwängen gebunden, die auf der politischen Ebene aufgebrochen werden müssen. Dann kann es zeigen, wie flexibel es im Umgang mit Möglichkeiten zum schnellen Schließen von Fähigkeitslücken wirklich sein kann.“
„Eine Sonderorganisation könnte binnen Monaten ehemaliges Bedienpersonal der 2012 aufgelösten Heeresflugabwehrtruppe als Ausbilder zusammenführen und neue Besatzungen ausbilden. Wenn das Bedienpersonal erst einmal wieder vorhanden ist, wird auch der Umstieg zu Neusystemen schnell gelingen, weil das Können und die Strukturen zeitgerecht etabliert werden konnten.“
Nebeneffekt: „Smart Gepard“, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in Gefechtsfahrzeugen, bekommt ein realistisches Testfeld.

 

Hintergrundinformationen
Ähnliche B2-Versionen des GEPARD leisten bereits jetzt einen wichtigen Beitrag zum SHORAD Schutz mobiler NATO-Verbände. Seit 2017 schützen solche Flugabwehrkanonenpanzer (FlakPz) GEPARD, ehemals der deutschen Heeresflugabwehr, nun unter rumänischer Flagge, NATO Verbände im Rahmen der Enhanced Forward Presence in Polen und im Baltikum.
Kraus-Maffei-Wegman, der Hersteller des FlakPz GEPARD, hat seit der Außerdienststellung seitens der Bundeswehr das Waffensystem weiter auf Stand gehalten und gewartet. Auf Anfrage des BMVg bestätigte KMW, dass 50 FlakPz GEPARD 1 A2 binnen Wochen „frei Hof und einsatzbereit“ geliefert werden könnten.

„Mit 24 Fahrzeugen kann umfassender FlaSchutz für eine Kampftruppenbrigade gestaltet werden“, so ein militärischer Fachmann. „Der Rest ginge in Umlaufreserve, Ausbildungsorganisation, Forschung und wenn nötig – Ersatzteilgewinnung. Damit habe man für die kommenden Nutzungsjahre einen funktionierenden Puffer, der hohe Einsatzbereitschaftszahlen erwarten ließe.“
Darüber hinaus wird im Rahmen des durch das Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr (dtec.bw) geförderten Projekts „GhostPlay“ ein System Künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt, das eigenständig lernt optimale taktische Entscheidungssequenzen unter Unsicherheit zu entwickeln, um im Gefecht entscheidende taktische Vorteile zu erzielen.
Diese Lösung kann in eine „KI-Box“ überführt werden, die nicht-intrusiv mit den Systemen des GEPARD integriert wird.

In einem überschaubaren Kostenrahmen erhält der GEPARD 1 A2 mit modernster KI-Technologie ein Upgrade zum „SMART GEPARD“. Somit könnte man diesem altgedienten Flugabwehr-System einen Fähigkeitsschub verschaffen, der bislang nur bei neu entwickelten Systemen erwartbar war.
„Besser als nichts!“, wird die Truppe sagen. Mobil begleitender Flugabwehrschutz für unsere Soldatinnen und Soldaten in aktuellen Bedrohungslagen, mit „SMART GEPARD“ auch gegen kleine Drohnen, aber insbesondere auch gegen Kampfhubschrauber und Strahlflugzeuge im 5 Km-Radius. Das musste 2012 ohne Ersatz aus Spargründen aufgegeben werden.

Eines muss klar sein: Eine Rückübernahme von 50 GEPARD darf in keinem Fall die Entwicklung und Beschaffung von Flugabwehrsystemen der nächsten Generation für das Heer verzögern! Der „SMART GEPARD“ stellt eine kostengünstige und maximal effektive Übergangslösung bis zur Verfügbarkeit von leistungsfähigeren SHORAD Systemen der neuesten Generation mit geringeren Radarsignaturen dar.
Aber: Ein „SMART GEPARD“ kann nach weiteren Integrationsschritten durchaus als „unbemannte Komponente“ in einem Verbund aus neuen Flugabwehrsystemen gedacht werden.

Bei einer Beschaffung des GEPARD könnte die Neuausbildung der Besatzungen unverzüglich, vorerst in der Form einer Sonderorganisation, wieder beginnen. Sobald FlakPz der neuen Generation an die Bundeswehr geliefert werden, bedarf es lediglich der Umschulung der bereits ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten. Ob dies strukturell zur Wiederaufstellung der Heeresflugabwehr führen kann oder soll, ist Sache anderer Entscheider.

Aus allen oben genannten Gründen befürworte ich die Rückübernahme der 50 FlakPz GEPARD 1 A2 von KMW und deren Upgrade zum „SMART GEPARD“, um den Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten schnellstmöglich sicherzustellen und die erwartbaren NATO-Verpflichtungen zu erfüllen.