Eröffnung der Wanderausstellung des Bundestages in Bad Salzuflen

16.09.2019

In dieser Woche ist die Wanderausstellung des Deutschen Bundestages zu Gast in Lippe.

Auf Einladung der Bundestagsabgeordneten Kerstin Vieregge wird sie in den Räumlichkeiten der Sparkasse in Bad Salzuflen ausgestellt.

Die Ausstellung besteht aus einundzwanzig Schautafeln, mittels derer wesentliche Informationen über das Hohe Haus vermittelt werden. Das Angebot für die Besucherinnen und Besucher umfasst eine Vielzahl von Informationsmaterialien zur kostenlosen Mitnahme. Auf zwei Computerterminals können Filme und der Internetauftritt des Deutschen Bundestages angeschaut werden. Die Ausstellung wird von einem Mitarbeiter des Deutschen Bundestages betreut, der für Fragen rund um das Parlament zur Verfügung steht.

Die Wanderausstellung ist seit 1990 in Deutschland unterwegs. Die Mitglieder des Deutschen Bundestages beschlossen damals, die Ausstellung im Rahmen der Deutschen Einheit einzuführen. Ziel war es, den Menschen in den neuen Bundesländern die parlamentarische Demokratie näher zu bringen. Heute richtet sich die Ausstellung an alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, insbesondere an Jugendliche und Schüler. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Lemgo freute sich die Wanderausstellung in seinen Räumlichkeiten begrüßen zu dürfen. „Uns ist es wichtig, das Verständnis für die Demokratie zu fördern. Besonders in diesen turbulenten Zeiten ist dies wichtig.“, betonte Bernd Dabrock. 

„Ich wünsche mir, dass viele junge Menschen dieses Angebot wahrnehmen, denn es wird ihre Aufgabe sein, die Demokratie auch in den nächsten Jahrzehnten zu schützen.“, betont der Bürgermeister der Stadt Bad Salzuflen, Dr. Roland Thomas. Er erinnerte an die beiden Jubiläen, die in diesem Jahr begannen werden: „Wir feiern in diesem Jahr 70 Jahre Grundgesetz und 70 Jahre Deutscher Bundestag und wir sollten uns immer wieder klarmachen, dass die Demokratie kein Selbstläufer ist.“

Auch Kerstin Vieregge betonte die Wichtigkeit des Parlamentes. „Die große Herausforderung für uns Parlamentarier ist es, den Willen des Volkes in Einklang zu bringen mit dem fachlich richtigen. Nicht immer befinden sich diese beiden Seiten im Einklang miteinander. Doch unsere repräsentative Demokratie, mit einem nach Verhältniswahlrecht gewählten Parlament, bietet aus meiner Sicht noch immer die besten Möglichkeiten zum Ausgleich aller Interessen und Positionen.“

Die Ausstellung ist noch bis zum Freitag, den 20. September 2019, zu den Öffnungszeiten der Sparkasse im 2. Obergeschoss des Beratungscenters geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Nachfolgend dokumentieren wir die Eröffnungsrede von Kerstin Vieregge MdB. Es gilt das gesprochene Wort!

Anrede,

die Wanderausstellung über die Arbeit des Deutschen Bundestages soll dazu beitragen, den Menschen in unserem Land die Funktionsweise des Parlaments nahezubringen.

Dies ist eine bedeutende Aufgabe, nicht nur in Zeiten wie diesen, in denen die parlamentarische Demokratie Deutschlands von interessierten Kreisen unterschiedlicher politischer Richtungen in Frage gestellt wird. Es ist auch grundsätzlich eine bedeutende Aufgabe, weil der Deutsche Bundestag als das politische Herz unseres Vaterlandes selbstverständlich nahe bei den Bürgerinnen und Bürgern sein muss.

Dies geschieht zweifelsohne durch die Präsenz von uns Abgeordneten in ihren Wahlkreisen, durch die anhaltende Vermittlung politischer Inhalte und eben durch die Öffentlichkeitsarbeit des Parlaments selbst.

Insofern bin ich der Sparkasse hier in Lemgo außerordentlich dankbar für die zur Verfügung Stellung ihrer Räumlichkeiten. Sehr geehrter Herr Dabrock, Sie leisten damit einen Beitrag zur nachhaltigen Stärkung unserer freiheitlichen Demokratie. Dafür sage ich Vielen Dank!

Demokratie lebt vom Mitmachen. Diese eigentlich einfache Botschaft gilt schon seit den Ursprüngen der attischen Demokratie im Athen des fünften vorchristlichen Jahrhunderts. Zwar war damals die politische Partizipation noch nicht so ausgeprägt wie wir das heute kennen – Sklaven und Frauen durften nicht an der Demokratie teilhaben – doch gab es immerhin eine Volksversammlung als Parlament, einen Rat der 500 als vorbereitendes Gremium, Volksgerichte und regelmäßig wechselnde Amtsinhaber.

Dies entstand nicht sofort, sondern in rund zweihundert Jahre. Womit bewiesen wäre, dass Demokratie mitunter Zeit benötigt und einem immer währenden Entwicklungsprozess unterliegt.

Bis heute gilt unverändert, was der amerikanische Historiker Donald Kagan 1992 in seinem Buch über das Wirken des Athener Staatsmann Perikles sagte: „Nur die Demokratie erlaubte eine volle Entfaltung der Energie, die in der Volksmenge steckte, und schuf auf diese Weise eine Polis, ein städtisches Gemeinwesen mit einem Kraftpotential ohnegleichen.“

Mit diesem Satz stellte Kagan auf prägnante Weise dar, was die Demokratie bis heute ausmacht: Der Staat profitiert vom Potential seiner Bürgerinnen und Bürger. Sie zahlen Steuern, bringen sich ein, entfalten Dynamik, gründen vielleicht Unternehmen oder investieren ihr Geld, engagieren sich möglicherweise sogar in der Politik. Im Gegenzug bietet der Staat seinen Bürgerinnen und Bürgern Schutz und Sicherheit. Er schafft Rahmenbedingungen für ihr Wohlergehen. Keine andere Staatsform kennt diese Vorzüge.
Womit wir beim Deutschen Bundestag wären. Im Jahr 1949 erstmals gewählt und konstituiert, feiert unser Parlament in diesem Jahr sein siebzigjähriges Jubiläum. In diesen sieben Jahrzehnten hat Deutschland eine beispiellose Erfolgsgeschichte erlebt.

Auferstanden aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges, geführt von weisen Staatsmännern, sorgten D-Mark und Soziale Marktwirtschaft für einen gigantischen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Integration Deutschlands in die westlichen Bündnis-Systeme NATO und EU, die Wiederaufnahme unseres Landes in die Völkergemeinschaft, die Aussöhnungen mit unseren Nachbarstaaten, die Wiedervereinigung Deutschlands, die europäische Integrationspolitik mit den Verträgen von Schengen und Maastricht, der Euro: Diese Ergebnisse höchster Staatskunst sind das Werk von durch das deutsche Volk gewählten Politikern und damit das Werk des Deutschen Bundestages.

Natürlich sind Volk und Parlament sich nicht immer einig. Mitunter blockieren sich Bundestag und Bundesrat und es geht nicht wirklich voran. Und manchmal ist die Reformfreudigkeit oder –fähigkeit des Parlaments nicht so groß, wie es vielleicht notwendig wäre. Aber letztlich sind die Deutschen bisher von großen, krisenhaften Situationen verschont geblieben. Möglicherweise ist unser politisches System also besser als sein Ruf.

Die große Herausforderung für uns Parlamentarier ist es, den Willen des Volkes in Einklang zu bringen mit dem fachlich richtigen. Nicht immer befinden sich diese beiden Seiten im Einklang miteinander. Doch unsere repräsentative Demokratie, mit einem nach Verhältniswahlrecht gewählten Parlament, bietet aus meiner Sicht noch immer die besten Möglichkeiten zum Ausgleich aller Interessen und Positionen.

Ein Parlament muss nicht immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen. Doch gehört der Kompromiss letztlich zum Wesen der Politik.

Schon der eben erwähnte Perikles wusste vor rund 2.500 Jahren:
„Wir betrachten Beratungen nicht als Hindernisse auf dem Weg des Handelns, sondern wir halten sie für notwendige Voraussetzungen weisen Handelns.“

Ich bin stolz darauf, die Lipperinnen und Lippern als Abgeordnete im Deutschen Bundestag vertreten zu dürfen. Es ist ein besonderes Privileg, welches nicht allzu vielen Deutschen zukommt. Gemeinsam mit 708 anderen Kolleginnen und Kollegen engagiere ich mich für etwa 82 Millionen Menschen. Uns Abgeordneten kommt also große Verantwortung zu.

Davon, und von den mitunter komplexen Abläufen im Deutschen Bundestag, der Herzkammer unserer Republik, erzählt die heute zu eröffnende Ausstellung Ich wünsche mir sehr, dass möglichst viele Lipperinnen und Lipper die Möglichkeit zum Besuch nutzen. Besonders wünsche ich mir dies von den Schulklassen unserer Heimat. Denn auf die Jugend kommt es besonders an, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten.

Auf dass, um mit den Worten aus der berühmten Gettysburg Adress des früheren US-Präsidenten Abraham Lincolns zu sprechen, „die Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk, nicht von der Erde verschwinden möge.“

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!