
Foto: Guido Kirchner/dpa
Westfalen-Blatt - Bünder Zeitung vom 03.10.2022 / OWL
Verteidigungsministerium baut Heer um: Bundeswehrstandort in OWL gibt Panzerbataillon 203 ab - Soldaten und Gerät sollen bleiben - Unruhe in Augustdorf wegen neuer Struktur
Von Andreas Schnadwinkel
Auf den Bundeswehrstandort im lippischen Augustdorf kommen erhebliche Veränderungen zu, denn das Verteidigungsministerium baut die Heeresstruktur um. Auf Grundlage des "Zielbilds Einsatzkräfte Heer" wird die Panzerbrigade 21 ("Lipperland") neu aufgestellt. Unter anderem gibt die Panzerbrigade 21 das Panzerbataillon 203 an die Panzerlehrbrigade 9 in Lüneburg ab. Das berichtet das Reservistenmagazin "Loyal". Aus Militärkreisen heißt es, dass alle Soldaten und alle Panzer in der Rommel-Kaserne bleiben sollen, Organisation, Dienstwege und Befehlsketten sich aber ändern würden. Stationiert sind in Augustdorf das Panzergrenadierbataillon 212 und das Panzerbataillon 203 sowie weitere Truppenteile. Hintergrund ist das "New Force Model" der Nato. Das westliche Verteidigungsbündnis will von 2025 an Truppen in Divisionsgröße (10.000 bis 30.000 Soldaten) aus dem Stand mobilisieren können. Dafür zieht die Bundeswehr in den kommenden drei Jahren Kräfte aus dem Heer zu einer "Division 2025" zusammen. Stationiert sind in Augustdorf das Panzergrenadierbataillon 212 und das Panzerbataillon 203 sowie weitere kleinere Truppenteile. "Das Heer gliedert sich ab Oktober 2022 beginnend um. Ziel ist die Erhöhung der Kaltstartfähigkeit mit einer klaren Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung", so das Verteidigungsministerium. Der ehemalige Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (SPD) spricht von "Schönrechnerei". Der "Bild" sagte er: "Eine Division wird in der Zusammensetzung einsatzfähiger, dafür wird die andere weniger einsatzfähig. Das sieht nach einem Nullsummenspiel aus." Auch die heimische Verteidigungspolitikerin Kerstin Vieregge (CDU) kritisiert die Umstrukturierung. "Unterstellungswechsel sind in der Bundeswehr nichts Ungewöhnliches, aber die kürzlich vorgestellten Pläne des Heeres zerreißen den gewachsenen inneren organischen Zusammenhalt unserer Brigade 21 Lipperland", sagt die lippische CDU-Bundestagsabgeordnete. "In der Rommel-Kaserne in Augustdorf werden nun Verbände stationiert sein, die drei unterschiedlichen Großverbänden des Heeres angehören. Somit werden durch die Unterstellungswechsel die organisatorischen Möglichkeiten, die der Großstandort Augustdorf für die zukünftige Struktur des Heeres bietet, nicht ausgenutzt, sondern ins Gegenteil verkehrt", so die Obfrau der Unions-Bundestagsfraktion im Verteidigungsausschuss. "Aus der Panzerbrigade 21 wird eine Jägerbrigade. Da werden Soldaten zum Fußvolk degradiert", sagt ein Augustdorf-Insider und kritisiert vor allem die Unterstellung des Panzerbataillons 203 nach Lüneburg: "Da gibt es keine Nähe und keine emotionale Nähe, da fehlt jede Identifikation." Als besonders unerfreulich wird die neue Situation für den Kommandeur der Panzerbrigade 21, Brigadegeneral Stephan Willer, angesehen. "Streng genommen, befiehlt er über keinen Panzer mehr, obwohl die Panzer an ?seinem? Standort bleiben", so der Insider. Für Kerstin Vieregge ergibt der Vorgang keinen Sinn: "Die Brigade 21 verliert gut ausgestattete Kampftruppenbataillone, die von zwei deutlich weiter entfernten Jägerbataillonen ersetzt werden sollen, die noch nicht im Ansatz für ihre neue Aufgabe ausgestattet sind."
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